Ziel NetPPM und Nachgelagerte Konditionen: Was Amazon Vendoren wissen müssen

In der dynamischen E-Commerce-Welt sind Amazon Vendoren ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells des Online-Riesen. Sie verkaufen ihre Produkte direkt an Amazon, der dann die Verantwortung für den Verkauf an Endkunden übernimmt. Um diese Beziehung profitabel zu gestalten, legt Amazon großen Wert auf die Erzielung einer angemessenen Marge pro Produktverkauf. Diese wird als Net Pure Product Margin (NetPPM) bezeichnet. In Kombination mit den nachgelagerten Konditionen bildet die NetPPM den Rahmen für die Rentabilitätsberechnungen von Amazon.

Ziel NetPPM

NetPPM steht für Net Pure Product Margin. Es handelt sich um eine von Amazon definierte Zielmarge pro Produktverkauf. Wie hoch diese Zielmarge ist, ist Kategorie abhängig. In der Regel sind Zielmargen von Elektronikartikeln deutlich niedriger als beispielweise im Bereich Kosmetik oder Schmuck. Sie berechnet sich aus der Differenz zwischen dem durchschnittlichen Verkaufspreis eines Produkts und seinen durchschnittlichen Kosten pro Einheit. Die Kosten für Amazon definieren sich aus folgenden Punkten:

  • EK-Preis vom Vendor (Front Marge)
  • Nachgelagerte Konditionen (Backend Konditionen)
  • Overstock Exclusion
  • Damage Allowance
  • Automated Marketing
  • Subscribe and Save

Nachgelagerte Konditionen bei Amazon im Detail

Die nachgelagerten Konditionen sind spezifische Bedingungen, die zwischen Amazon und dem Vendor ausgehandelt werden. Sie stellen einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten eines Produkts dar und beeinflussen somit maßgeblich die NetPPM.

Overstock Exclusion:

Diese Kondition schützt Amazon vor den Kosten, die durch überschüssige Lagerbestände entstehen könnten. Bei einer „Overstock Exclusion“-Vereinbarung behält Amazon im Falle eines Überbestands die nicht verkauften Einheiten und schickt sie nicht an den Vendor zurück. Als Ausgleich zieht Amazon einen vorher festgelegten Prozentsatz des Einkaufspreises vom Vendor ab.

Damage Allowance:

Die „Damage Allowance“-Klausel betrifft Beschädigungen an Produkten während des Transports oder der Lagerung. Ist diese Kondition vereinbart, bekommt der Vendor die beschädigten Produkte nicht zurückgeschickt. Als Ausgleich zieht Amazon auch hier einen vorher festgelegten Prozentsatz des Einkaufspreises vom Vendor ab.

Automated Marketing:

Unter dieser Kondition verpflichtet sich der Vendor, eine Gebühr zu entrichten, um automatisierte Marketingdienste von Amazon in Anspruch zu nehmen. Diese Dienste können beispielsweise das Versenden von E-Mail-Newslettern sein, oder das hervorheben von Produkten in den Abschnitten „Kunden kauften auch“ oder „Kunden haben auch angesehen“ auf der Amazon-Website umfassen.

Subscribe and Save:

Das „Subscribe and Save“-Programm bietet Kunden die Möglichkeit, sich Produkte in regelmäßigen Abständen automatisch liefern zu lassen, wobei sie für dieses Abonnement einen Rabatt erhalten. In der Regel trägt der Vendor auch diese Kosten. Mit der Subscribe and Save Kondition zieht Amazon auch hier einen festgelegten Prozentsatz des Einkaufspreises vom Vendor ab.

Die Berechnung der NetPPM am Beispiel

Zum besseren Verständnis betrachten wir die Berechnung der NetPPM anhand eines fiktiven Beispiels:

Angenommen Amazon verkauft ein Produkt durchschnittlich für €100 (Netto) an seinen Endkunden.

Der EK (Front Marge) des Vendors ist €60 Euro (Netto)

Folgende nachgelagerten Konditionen wurden vereinbart:

  • Overstock Exclusion: 5%
  • Damage Allowance: 5%
  • Automated Marketing: 5%

Das würde bedeuten, dass nach den 60 EK-Preis noch insgesamt 15% nachgelagerte Konditionen abgezogen werden = €9

Der Preis nach der nachgelagerten Kondition für Amazon wäre nun also: €60 – €9 = €51

In diesem Fall würde die NetPPM von Amazon bei 51% liegen.

In der Regel legt ein Ziel-NetPPM für jeden Vendor fest. Dies ist die angestrebte Gewinnspanne pro Vendor Account über alle Produkte hinweg. Das Erreichen dieses Ziels bedeutet, dass der Vendor einen ausreichenden Gewinn erzielt, um Amazons Anforderungen zu erfüllen.

Durch bestimmte Preisreduktionen und Rabatt-Aktionen bzw. Deals können immer wieder Schwankungen in der Ziel-Marge von Amazon entstehen.

Abschließende Gedanken

Die Navigation und das Verständnis der nachgelagerten Konditionen und das Ziel der NetPPM kann für Amazon Vendoren eine Herausforderung sein. Es ist sinnvoll zu verstehen, welches Ziel Amazon verfolgt und mit welchen Produkten Amazon große bzw. eher niedrige Rentabilität hat. Wenn die Marge eines bestimmten Produkts von einem Vendor bei Amazon zu niedrig ist, kann dies zu verschiedenen Handlungen von Amazon führen:

Preisverhandlungen: Amazon könnte versuchen, die Marge durch Neuverhandlung des Einkaufspreises mit dem Vendor zu erhöhen. Dies kann zu einer Senkung des EK-Preises für Amazon führen.

Neuverhandlung der Konditionen: Amazon kann auch versuchen, die Kosten zu senken, indem es die nachgelagerten Konditionen neu verhandelt, beispielsweise durch eine höhere „Overstock Exclusion“ oder „Damage Allowance“.

Einstellung des Verkaufs: Im Extremfall könnte Amazon entscheiden, das Produkt ganz aus dem Sortiment zu nehmen, wenn es trotz aller Maßnahmen weiterhin unprofitabel bleibt.

Es ist daher im Interesse des Vendors, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Kosten des Produkts und dem Verkaufspreis zu finden, um eine angemessene Marge für Amazon zu gewährleisten.

Sollten Sie tiefere Einblicke benötigen, beraten wir Sie gerne. Kontaktieren Sie uns über das Kontaktformular.